Das Pentagon und der Klimawandel
von Karl-Heinz Peil (22.10.2021)
In einer Pressemitteilung des Pentagon (DoD) vom 21.10.2021 wird eine neue „Climate Risk Analysis“ vorgestellt.
In der PM heißt es:
„Wie die Klimarisikoanalyse des DoD verdeutlicht, verändert der Klimawandel die strategische Landschaft und formt das Sicherheitsumfeld, wodurch sich komplexe Bedrohungen für die USA und Nationen auf der ganzen Welt ergeben.
Verschärft durch den Klimawandel beschädigen extreme Wetterereignisse zunehmend die Infrastruktur, unterbrechen die Versorgungsketten, beeinträchtigen die Einsatzbereitschaft und die Operationen der Streitkräfte und tragen zu humanitären Krisen und Instabilität auf der ganzen Welt bei.“
Zeitpunkt und Inhalt des Pentagon-Papiers sind nicht überraschend, wenn man die Vorgeschichte kennt.
Ende 2019 analysierte Michael T. Klare bereits in seinem Buch „All Hell Breaking Loose – The Pentagon’s Perspektive on Climate Change„, wie man sich dort bereits intensiv mit den Konsequenzen des Klimawandels für die Einsatzfähigkeit des US-Militärs vorbereitet.
Im Pentagon ist man sich bewusst, dass die meisten US-Militärbasen auf der ganzen Welt sensible Standorte haben, vor allem in der Karibik und im westlichen Teil des Pazifiks. Das US-Militär wäre nicht in der Lage, mehrere Einsätze gleichzeitig zu bewältigen, wenn durch die globale Erwärmung beschleunigte Wirbelstürme/Taifune, Pandemien, Dürren und Nahrungsmittelknappheit in ethnisch gespaltenen Nationen zu Konflikten und Katastrophensituationen führen. Michael T. Klare beschreibt in seinem Buch mehrere ähnliche Szenarien, die sich in der Vergangenheit bereits ereignet haben, basierend auf Dokumenten und Gesprächen mit Mitarbeitern des Pentagon.
Bemerkenswert ist, dass auch in der Amtszeit des erklärter Klimaleugnern Donald Trump im Weißen Haus das Pentagon sich weiterhin intensiv mit der Thematik befasst hat, wenngleich eher inoffiziell. Es verwundert deshalb nicht, dass zu den ersten Amtshandlungen von US-Präsident Jo Biden eine Executive Order gehörte: „Tackling the Climate Crisis at Home and Abroad„. Mit dieser wurde die vorliegende Studie angestoßen. Vermutlich zielt der gewählte Termin der Publizierung auch auf die anstehende Weltklimakonferenz COP26 ab, die am 1.11. in Glasgow beginnt.
Die Pentagon-Studie kann abgerufen werden unter: https://media.defense.gov/2021/Oct/21/2002877353/-1/-1/0/DOD-CLIMATE-RISK-ANALYSIS-FINAL.PDF
In der IMI-Analyse „Klimawandel und militärische Planungen“ wurde diese Thematik auf Basis des erwähnten Buches von Michael T. Klare im Kontext einer deutschen Studie bei der Führungsakademie der Bundeswehr behandelt. Letztere wies auf auf entsprechende Defizite bei der Bundeswehr und dem BMVg hin. Man darf gespannt sein, wie man sich dort demnächst als Nachzügler in dieser Frage verhält. (KP)