Batteriezellen und „grüne“ Kriegswirtschaft
von Christoph Marischka – IMI-Analyse (11.9.2024)
Quelle: https://www.imi-online.de/download/September2024_web.pdf#page=59
Auszüge:
[…] Vapes [Einweg-E-Zigaretten] bestehen im Wesentlichen aus einem Akku, der aber nicht aufgeladen werden kann und somit nach einmaligem Gebrauch weggeschmissen wird – in der Masse natürlich auf einem Weg, der kein Recycling zulässt. Seltene Erden und kritische Rohstoffe lösen sich somit buchstäblich in Müll, Dampf und Profit auf und machen die Menschen dabei ziemlich wahrscheinlich auch noch krank. Hergestellt würden die Akkus ganz überwiegend auch noch in China.
Etwas Ähnliches vollzieht sich gerade in der Ukraine. So verweist Joseph Webster in einem ausführlicheren Kommentar bei „War on the Rocks“ vom 20. Juni 2024 auf Schätzungen, wonach dort von beiden Konfliktparteien monatlich 50.000 sog. „First-Person-View Suicide Drones“ verwendet würden, also kleinere Drohnen mit Sprengladungen, die von menschlichem Personal ins Ziel gesteuert werden. Viele dieser Kamikaze-Drohnen nutzten Lithium-Ionen-Akkus für ihren Antrieb. Bereits jetzt würden solche Drohnen in der Ukraine die „Kriegführung revolutionieren“ heißt es in dem Beitrag weiter. Doch das ist nur ein Beispiel, mit dem Webster illustrieren will, welche Rolle Batterien in der zukünftigen Kriegführung spielen könnten. Vielleicht noch größer könnte deren Bedeutung in der maritimen Domäne ausfallen, nicht nur bei unbemannten (Wasser-)Fahrzeugen, sondern mehr noch bei künftigen U-Booten. […]
Hier ist der US-amerikanische Diskurs gegenüber dem deutsch-europäischen erfrischend ehrlich. Es geht nicht um Ökologie, um die Mobilitätswende oder die Bekämpfung des Klimawandels, sondern um die Aufrechterhaltung der westlichen Dominanz und dementsprechend der technologischen Führerschaft in Bereichen, die als Kernelemente militärischer Überlegenheit identifiziert wurden. Ob das tatsächlich so ehrlich ist oder ob einfach mit dem Schreckgespenst eines Krieges mit China eine umfangreiche Industrieförderung eingefordert wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. […]
Im Krieg lässt sich mit Drohnen vermutlich mehr Geld machen als in der Waldbrandbekämpfung. Absehbar wird das auch für die Batteriezellen gelten, mit denen viele dieser Drohnen angetrieben werden. Bis dahin kann und werden die zivile Elektromobilität und entsprechende Forschungsund Förderprogramme zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und Senkung der Stückkosten beitragen. Zumindest bei den Batteriezellen jedoch scheint dies aktuell in Deutschland noch nicht so ganz zu funktionieren. Wegen der stockenden Nachfrage nach Elektroautos und der Konkurrenz aus China wurden hier einige groß angekündigte Bauprojekte für Batteriefabriken in den letzten Monaten erstmal auf Eis gelegt.