Bundeswehr versus Windkraftanlagen
Bundeswehr-Luftraum blockiert Ausbau der Windkraft in Deutschland
Militärische Interessen bremsen Windkraftausbau. Geheime Flugkorridore verhindern Projekte. Wird die Energiewende Opfer der Zeitenwende?
von Christoph Jehle – Telepolis vom 16.7.2024
Quelle: https://www.telepolis.de/features/Bundeswehr-Luftraum-blockiert-Ausbau-der-Windkraft-in-Deutschland-9801109.html
Auszüge:
Die Prioritäten der deutschen Politik verschieben sich aktuell. Nicht mehr die Verminderung der Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern steht im Mittelpunkt, sondern die Aufrüstung und die Sicherstellung der Kriegsfähigkeit im Interesse des westlichen Bündnisses.
Die Onshore-Windkraftnutzung steht vorwiegend in Baden-Württemberg und Bayern in direkter Konkurrenz zur militärischen Luftraumnutzung. Und je höher die Windkraftanlagen werden, desto größer wird der Wettbewerb zwischen den beiden Luftraumnutzungen. […]
Die Funkfeuer der Luftfahrt werden von Windkraftanlagen gestört
[…] Inzwischen hat man beobachtet, dass Windenergieanlagen die Übertragung der von den Funkfeuern ausgesandten Radiowellen und damit die Genauigkeit der Richtungsbestimmung stören können. […] Moderne Satelliten könnten auch hier die Radartechnik ersetzen, die dafür sorgt, dass Piloten und Fluglotsen präzise navigieren und so könnte die Flugsicherung ihre No-go-Areas aktualisieren und neue Radien für den Windkraftanlagenausschluss vorgeben. In Medienberichten verkünde sie zwar, dass mehr Platz für Windkraft geschaffen werde.Doch bislang seien große Bereiche rund um München durch die bestehenden Regelungen des zivilen und militärischen Luftverkehrs ausgeschlossen.
Verteidigungsfähigkeit gegen erneuerbare Stromerzeugung
Die Energiewirtschaft sowie die Windkraftinvestoren drängen inzwischen auf moderne Windräder in Verbrauchernähe im Binnenland, doch rund um Militärflughäfen sind moderne, leistungsfähigere Anlagen immer noch verboten.
Zusätzlich zu den 60 Funkfeuern der DFS betreibt die Luftwaffe 18 stationäre und zwei mobile Radaranlagen, die der Luftraumüberwachung, der nationalen Sicherheitsvorsorge dienen. Die Funkfeuer sind jedoch nicht die einzigen mit der Windkraft konkurrierenden Luftraumnutzungen in Deutschland. […]
Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, übt die Truppe mit ihren Hubschraubern auch im Tiefflug. Dafür benötigt sie drei Kilometer breite Sicherheitskorridore. Wo diese exakt verlaufen, wird aus verteidigungstaktischen Gründen geheim gehalten.
Somit können die Planer nicht vorab wissen, ob einer der Korridore ihrem Projekt im Weg steht und der gesamte kostenträchtige Planungsaufwand erfolglos war. Auch Richtfunkstrecken der Bundeswehr und der Stationierungsstreitkräfte dürfen durch Windkraftanlagen nicht gestört werden.
Die Konflikte zwischen Militär und Windkraftnutzung sind nicht nur in Bayern ein leidiges Problem. Der Ausbau der Windenergie liegt zwar im überragenden öffentlichen Interesse, wie es im Erneuerbare-Energien-Gesetz steht. Belange der Landes- und Bündnisverteidigung sind den Erneuerbaren jedoch übergeordnet und seit der Zeitenwende, die Deutschland kriegsfähig machen soll, ist die Reihenfolge nicht mehr diskutierbar.