4 Ressourcenverbrauch bei Mineralien und Metallen
Umweltauswirkungen von 100 Milliarden Euro für Rüstungsinvestitionen
Problemaufriss und Kurzstudie
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Inhalt
4.1 Knappheiten bei kritischen und strategischen Rohstoffen
Abb. 4-1: Ressourcenverbrauch komplexer Rüstungsgüter (Grafik: Kay Stephens, Quelle: Martial Mining Report 202011https://londonminingnetwork.org/project/martial-mining-2020/) Der vom London Mining Network herausgegebene Report zeigt die Verkettung von globalem Extraktivismus, Waffenhandel und Kriegsführung.Eine Vorstellung von dieser Problematik gibt das Beispiel des Kampfjets F-35 (siehe dazu auch Kap. 6.1). Dieser besteht aus 300.000 Einzelteilen und wird von 1.900 Zulieferern rund um den Globus zusammengebaut. Allein für das Seitenleitwerk des Flugzeugs werden 30 separate Titanteile hergestellt. Für jedes Kampfflugzeug des Typs F-35 müssen mehr als 450 kg Metalle der Seltenen Erden bereitgestellt werden. Eine Fregatte Klasse F125 („Baden-Württemberg“-Klasse) benötigt nach inoffiziellen Angaben etwa 1.920 kg Metalle der Seltenen Erden, ein U-Boot der Klasse 212A mehr als 3.100 kg.2https://esut.de/2019/03/fachbeitraege/politik-fachbeitraege/10982/strategische-rohstoffe-europas-rohstoffvorsorge-und-sicherheit-bedarf-der-neubewertung/ |
Das post-fossile Zeitalter bedeutet, dass vor allem metallische Rohstoffe bezüglich Extraktion, Zugriff und Transportwegen eine ähnliche Rolle zukommt wie es bisher für Öl und Erdgas der Fall war. Das ist aus ökologischer wie aus ökonomischer Sicht problematisch, denn die „Gewinnung und Verwendung von Metallen hat ein breites Spektrum an umweltschädlichen Folgen, einschließlich toxischer Auswirkungen auf Menschen und Ökosysteme“, wie die OECD betont.3https://www.oecd.org/environment/waste/highlights-global-material-resources-outlook-to-2060.pdf
Eine ökologische Energieerzeugung, die vor allem mit Windkraftanlagen, Photovoltaik und batteriegestützten Speichersystemen erfolgt, ist nur mit neuen, komplexen Technologien möglich. Diese erfordern nicht nur klassische metallische Rohstoffe, sondern in starkem Maße auch eine Reihe von Seltenen Erden. Der Name „Selten“ ist dabei etwas irreführend, da das Problem weniger in mangelnden Lagerstätten liegt, sondern der extrem aufwändigen und energieintensiven Aufbereitung zu Rohprodukten für die industrielle Fertigung.
Will man massive ökologische Folgeprobleme vermeiden ist es notwendig, den Übergang in das neue Metallzeitalter von vornherein so zu gestalten, dass die Nutzung der oft knappen und generell nicht erneuerbaren mineralischen und metallischen Ressourcen sparsam erfolgt, mit Effizienz in der Produktion und Suffizienz in der Nutzung.
Daraus ergibt sich, dass eine globale Abdeckung des künftigen Energiebedarfs ohne fossile Brennstoffe nur mit einer drastischen Reduzierung des Ressourcenverbrauchs möglich ist. Das würde auch die Sicherheit der Ressourcenversorgung erhöhen, die heute in vielen Fällen nicht als gegeben angenommen werden kann, sei es durch mangelnde Verfügbarkeit, oder durch ökonomische und/oder politische Entscheidungen insbesondere in den Hauptlieferländern.
Die größten Bedenken hinsichtlich der künftigen Lieferkapazitäten für ausgewählte Materialien sind folgende.
Bei den Seltenen Erden (Dysprosium, Neodym und Praseodym) werden die Endverbraucher außerhalb Chinas auf absehbare Zeit von der Dominanz Chinas in der globalen Wertschöpfungskette für Seltene Erden (Bergbau, Oxide, Metalle, Legierungen und Magnete) abhängig sein. Die weltweit steigende jährliche Nachfrage nach Neodym und Dysprosium wird die weltweite Jahresproduktion bis 2030 deutlich übersteigen.
Der bereits angespannte Nickelmarkt wird durch die laufende Umstellung der Nachfrage von der bisherigen Standardqualität auf hochreines Nickel der Klasse I (für Kathoden, Carbonylnickel, Pulver usw.) zusätzlich unter Druck geraten.
Bei Kobalt besteht die größte Sorge um die künftige Versorgungssicherheit in der hohen Angebotskonzentration, da die Demokratische Republik Kongo derzeit etwa 60% der weltweiten Kobaltförderung und China über 60% der veredelten Förderung hält.
Die beschränkt verfügbaren Ressourcen wurden bereits auf verschiedenen Ebenen analysiert. Einige Industrieländer – darunter auch Deutschland – haben nationale Rohstoffstrategien. Die Rohstoffstrategie der Bundesregierung wurde als Fortschreibung der Erstfassung von 2010 Anfang 2020 aktualisiert vorgelegt.
Abb. 4-2: EU-Studie zur Rohstoffkonkurrenz (Quelle: EU)
In einer 2020 veröffentlichten EU-Studie wird die Konkurrenz verschiedener Sektoren (Renewables versus Defence) um knappe Rohstoffe offen benannt. Von den bereits 2016 benannten Rohmaterialien werden 22 als kritisch für die Versorgungssicherheit der Rüstungsindustrie bewertet. Dieses betrifft vor allem „Basis“-Metalle, aber auch eine erhebliche Anzahl Seltener Erden. |
Kritisiert wurde dazu in einer gemeinsamen Erklärung von Umweltverbänden (u.a. BUND):
Die deutsche Wirtschaft ist der fünftgrößte Verbraucher von metallischen Rohstoffen. Die Bundesregierung muss den Klimafolgen dieses Verbrauchs endlich Rechnung tragen und verbindliche Maßnahmen festlegen. Wir brauchen eine Rohstoffwende, die als Ziel eine absolute Reduktion des Rohstoffverbrauchs festsetzt. Die Antwort auf die Frage der Versorgungssicherheit kann nur in einem konsequenten Ausbau der Kreislaufwirtschaft liegen.4https://www.presseportal.de/pm/7666/4492347
Mit anderen Worten: Rohstoff- und Klimaprobleme sind nicht etwa getrennte Herausforderungen, sondern die zwei Seiten einer Medaille. Ohne eine Reduzierung des Ressourcenkonsums wird die Begrenzung der Erderhitzung absehbar scheitern.
Neben der nationalen Rohstoffstrategie gibt es von der EU-Kommission ein 2016 verfasster Sachstandsbericht, der unter dem Titel „Raw Materials in the European Defence Industry“ veröffentlicht wurde.5https://setis.ec.europa.eu/system/files/2021-02/raw_materials_in_the_european_defence_industry.pdf
Dort werden detailliert 39 Rohmaterialien aufgelistet, darunter 6 Seltene Erden. Es wird darauf verwiesen, dass China bei einem Drittel dieser Rohstoffe Hauptproduzent ist. In einer neueren Studie (EU, 2020) wird die Abhängigkeit von China bei Rohmaterialien für die Rüstungsindustrie sogar mit 58% angegeben.6China is the major global producer of 58% of raw materials identified as important for defence applications“
Parallel dazu wird aber von der International Energy Agency (IEA) auf entsprechende Engpässe bei Rohstoffen für die globale Energiewende hingewiesen. In einem aktuellen Report unter dem Titel „The Role of Critical Minerals in Clean Energy Transitions“ werden in ähnlicher Weise drohende Engpässe thematisiert.7https://www.iea.org/reports/the-role-of-critical-minerals-in-clean-energy-transitions
In den letzten Jahren haben deshalb auch in Deutschland zahlreiche geologische Untersuchungen stattgefunden. Begrenzt werden diese Aktivitäten aber durch die volatilen Weltmarktpreise, welche die Erschließung von Rohstoffvorkommen zum hohen finanziellen Risiko machen.8
Eine ausführliche Darstellung dazu findet sich aus Sicht der Rüstungsindustrie in https://esut.de/2019/03/fachbeitraege/politik-fachbeitraege/10982/strategische-rohstoffe-europas-rohstoffvorsorge-und-sicherheit-bedarf-der-neubewertung/
4.2 Sektoraler Wettbewerb um Rohstoffe
Abb. 4-3: Rohstoffe und Energie im post-fossilen Zeitalter Mit der geplanten Ablösung fossiler Roh- und Brennstoffe entstehen neue Abhängigkeiten durch hauptsächlich metallische Rohstoffe, die zunächst aufwändig extrahiert und aufbereitet werden müssen (siehe Abb. 4-4). Damit ergeben sich auch neue fragile und konfliktträchtige Lieferketten. |
Viele kritische Materialien haben eine Reihe von Anwendungen in verschiedenen Industriesektoren, darunter erneuerbare Energien, E-Mobilität, Rüstung, Luft- und Raumfahrt, sowie medizinische, chemische und petrochemische Sektoren, wobei jeweils die Digitalisierung bzw. Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) einen zunehmend relevanten Anteil erhält. Zwischen allen Sektoren wird es einen zunehmenden Wettbewerb um dieselben Rohstoffe, verarbeiteten Materialien und Komponenten geben. Beispielhaft erläutert die Internationale Energieagentur IEA, dass ein typisches Elektroauto sechsmal mehr Mineralien benötigt als ein herkömmliches Auto, und eine Onshore-Windkraftanlage neunmal mehr Mineralien als ein Gaskraftwerk.9https://www.iea.org/reports/the-role-of-critical-minerals-in-clean-energy-transitions
Besonders relevant wird dieser Wettbewerb dann, wenn es um kritische Rohstoffe wie Borate, Gallium, Indium, seltene Erden, Kobalt, Niob und Siliziummetall geht. Da die mineralischen Rohstoffe auf internationalen Märkten gehandelt werden und andere Schlüsselländer wie die USA und China bei einigen von ihnen auf Importe angewiesen sind (z. B. bei Niob, Chrom, Tantal), könnte ihre Verfügbarkeit für die EU noch kritischer werden.
Der Wettbewerb zwischen den Weltregionen um den Zugang zu Rohstoffen wird sich im Zuge des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und auf der Grundlage neuer industrieller Strategien verschärfen.
Von den neu entstehenden Technologien werden viele sowohl für die europäische Zivilindustrie als auch für den Verteidigungssektor als wichtig angesehen: Hochleistungsbatterien, Brennstoffzellen, Photovoltaik, Robotik, unbemannte Fahrzeuge (Drohnen), 3D-Druck und IKT. Obwohl der Militärsektor in einigen Fällen andere Anforderungen an einige Eigenschaften der genutzten Materialien stellt, die aber oft aus denselben Rohstoffen hergestellt werden, werden für viele militärische Anwendungen dieselben Materialien benötigt, die auch im zivilen Sektor verwendet werden (Dual-Use).
Mit den Anforderungen steigt aber oft auch die Komplexität der eingesetzten Materialien. So kommen bei Panzerfahrzeugen spezielle Metalllegierungen zum Einsatz, die durch Härte und Steifigkeit verhindern sollen, dass anfliegende Geschosse (möglichst von allen Seiten) relevante Beschädigung hervorrufen sollen. Bei Kampfjets der neuesten Generation ist eine teilweise oder komplett vorhandene Tarnkappenfunktion gegenüber feindlichem Radar ein Hauptkriterium. Dieses erfordert nicht nur spezielle konstruktive Maßnahmen, sondern ähnlich wie bei Panzerfahrzeugen bestimmte Zusammensetzungen des eingesetzten Konstruktionsmaterials.
Einen der seltenen Hinweise auf die Art der eingesetzten Materialien geben die Angaben für den älteren Kampfjet Tornado. Danach handelt es sich bei den für die Zelle verwendeten Materialien um Leichtmetalle (71%), Titan (18%, hauptsächlich für den Flügelmittelkasten), Stahl (6%) und andere Werkstoffe (5%).10https://de.wikipedia.org/wiki/Panavia_Tornado
Beim Umweltbundesamt (UBA) besteht seit Mai 2021 eine neu einberufene Ressourcenkommission. Diese untersucht Schlüsselfragen zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) in Deutschland, Europa und der Welt. Dass die Kreislaufwirtschaft viel Potenzial besitzt, zeigt die Recyclingquote bei der Aluminiumproduktion von 50%, bei Rohstahl von 45% und Kupfer von 44%.11https://www.heise.de/tp/features/Auf-Metalle-aus-Russland-verzichten-7268213.html Das gilt jedoch nur eingeschränkt für Rüstungsgüter.
Auf der Verwertungsseite wird die Nutzung durch die Bandbreite von Legierungen eingeschränkt, die beim Recycling eine Auftrennung in sortenreine Materialfraktionen sehr aufwändig macht. Auf der Produktionsseite gilt oft, dass für militärische Anwendungen ein höherer Reinheitsgrad und/oder eine besondere Zusammensetzung von Legierungen erforderlich ist, die aus wiederverwertetem Material kaum herzustellen sind. Daher wird die Verwendung von Recycling-Materialien für die meisten militärischen Anwendungen (die bisher ausschließlich Primärmaterialien verwenden) derzeit nicht in Betracht gezogen.
4.3 Ressourcenökonomische Effekte der Rüstungsausgaben
Dass die Transformation zu einer CO2-freien Wirtschaft zunächst mal selbst einen großen ökologischen Rucksack erfordert, ist offensichtlich – immerhin handelt es sich hier um den Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für Energie, Verkehr und viele Wirtschaftszweige. Die EU hat Umweltkosten der Transformation durch den notwendigen Einsatz von bestimmten Rohstoffen auf 38,9 Mrd. € beziffert – ein erheblicher Betrag, aber sehr gering, nämlich nur 3,7%, verglichen mit den jährlichen CO2-Kosten.12https://environment.ec.europa.eu/news/estimating-environmental-damage-key-resources-required-eu-low-carbon-transition-2022-10-05_en
Abb. 4-4 Wertschöpfungsketten und Umweltauswirkungen in der Rohstoffwirtschaft |
Die bisherigen Abschätzungen der Rolle der Rüstungsproduktion auf die Rohstoffnachfrage gehen davon aus, dass diese Militärs in Nicht-Kriegszeiten im Vergleich zu zivilen Anwendungen relativ gering ist. Dennoch kann der derzeitige Anstieg der militärischen Investitionen die Entwicklung konkurrierender Sektoren wie IKT, grüne Energie und E-Mobilität beeinträchtigen.
Zum einen liegt das an der Volatilität der Rohstoffmärkte, die schon auf geringere Nachfragesteigerungen mit deutlichen Preissignalen reagieren können, und zum anderen am Umfang der politisch induzierten zusätzlichen nachfrage.
So betrug das Finanzvolumen für die Beschaffung militärischer Ausrüstung der Bundeswehr in den letzten Jahren knapp 10 Mrd. €. Dem stehen die geplanten Ausgaben von 100 Mrd. € gegenüber, die ausschließlich in die Beschaffung fließen sollen.
Auch wenn man von der – technisch unrealistischen, aber ökonomisch optimalen – Annahme ausgeht, dass die Verausgabung in gleichen Tranchen über die geplanten fünf Jahre erfolgen und so die jährliche Zusatznachfrage minimiert würde, handelt es sich immer noch um eine Verdreifachung der jährlichen Ausgaben für Ausrüstung. Dies geschieht in einem wirtschaftlichen Umfeld, in dem auch andere Staaten ihre Rüstungsausgaben erhöhen, und trägt so zu einer globalen Verknappung bei.
Diese kann zu kurzfristigen Krisen führen, wenn eine Mangelversorgung vorliegt, die die Märkte z.B. aufgrund von Quasi-Monopolen auf der Anbieterseite nicht ausgleichen können. Im Falle eines derart begrenzten Angebots wird voraussichtlich wird der Rüstungssektor beispielsweise keine Produktionsstopps akzeptieren und höchstwahrscheinlich Vorrang bei der Beschaffung der erforderlichen Rohstoffe haben. Zivile Produktion und Konsum müssen dann aus Sicherheitserwägungen zurücktreten, was erhebliche wirtschaftliche wie soziale Folgekosten bedingen kann.
Ein zweiter Mechanismus wirkt eher mittel- bis langfristig. Die Rüstungsindustrie ist in besonderem Maße von einer gesicherten und langfristig verfügbaren Versorgung mit mineralischen und Metallrohstoffen abhängig (insbesondere betrifft dieses die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie die militärische Elektronik).
Das bedeutet, dass die Nachfrage des militärischen Sektors nach Rohstoffen voraussichtlich viel weniger elastisch ist und bleiben wird als die des zivilen Sektors, der hier auf „second best“ Lösungen ausweichen kann. Das dürfte dazu führen, dass das Militär Rohstoffe spezifischer Qualitäten zu einem höheren Preis erwerben kann, als es sich der wettbewerbsfähige zivile Markt leisten kann.
Und das wiederum hat zur Folge, dass sich zivile Innovationen z.B. in den Bereichen erneuerbare Energien, E-Mobilität und IKT entweder nicht in der geplanten (und ökologisch dringend notwendigen) Geschwindigkeit, oder bei Nutzung von Ausweichmaterialien nicht mit der geplanten Wirksamkeit realisieren lassen.
4.4 Rohstoffe im Konzernberichtswesen
Das Umweltbundesamt (UBA) hat vor allem mit Blick auf mittelständige Firmen „Empfehlungen für eine gute Unternehmenspraxis“ herausgegeben. 14Nachhaltigkeits-Berichterstattung: Empfehlungen für eine gute Unternehmenspraxis https://www.4sustainability.de/wp-content/uploads/2021/06/BMU_Nachhaltigkeitsberichterstattung_Empfehlungen_Unternehmenspraxis_2008.pdf Danach sollte der Bericht mindestens folgende Kennzahlen enthalten:
Energieverbrauch und Klimaschutz: Energieverbrauch, Anteil regenerativer Energien, Energieeffizienz, Emissionen von Treibhausgasen wie CO2 und anderen Luftschadstoffen;
Abfallaufkommen: Gesamtabfallmenge differenziert nach den wichtigsten Abfallarten bzw. Behandlungsformen;
Wassermanagement: Wasserverbrauch, Abwasseraufkommen und damit verbundene Schadstoffemissionen z.B. von Schwermetallen;
Verbrauch von Rohstoffen: wesentliche Stoffströme nach Art und Menge, Materialeffizienz.
Zu prüfen ist deshalb, inwieweit Rüstungskonzerne diese Grundlagen berücksichtigen, was nachfolgend nur exemplarisch erfolgen kann.
Weitgehend berücksichtigt werden die UBA-Vorgaben beim Wassermanagement. Recht ausführlich findet sich dieses bei MTU Aero Engines in den Nachhaltigkeitsberichten 2017 und 2021,15https://sustainability.mtu.de/de/ressourcenschutz/ aber auch bei Rheinmetall.
Abb. 4-5: Wassermanagement als Ressourcenproblem |
Von Rheinmetall erschien zuletzt 2017 ein eigener Nachhaltigkeitsbericht unter dem Titel „Werte, Wandel, Wachstum“. 16https://www.rheinmetall.com/media/editor_media/rheinmetallag/csr/csr_bericht/Rheinmetall_Nachhaltigkeitsbericht_2017.pdf Aufgeführt werden darin Beispiele für Energieeffizienzprojekte, bei denen signifikante Einsparungen von Heizöl, Wasser und Strom erfolgten. Neuere Nachhaltigkeitsdarstellungen von Rheinmetall sind in den jährlichen ESG-Berichten enthalten.
Von dem Konzern KNDS, in dem u.a. Kraus-Maffei Wegmann integriert ist, gibt es keine Konzernberichte auf der Homepage.
Bei Airbus, dem über die Konzerntocher „Airbus Defence and Space“ wichtigsten Rüstungskonzern in Deutschland und der EU, findet man zwar viele Ausführungen unter den Überschriften „Sustainability“ und „Environment“, jedoch beschränken sich diese auf Absichtserklärungen zur angestrebten Klimaneutralität. Technologische Lösungen, die von Airbus Defence and Space im „Carbon Reduction Plan“ dargestellt werden, verweisen auf Anstrengungen zur verbesserten Energieeffizienz in der industriellen Produktion.17https://www.airbus.com/sites/g/files/jlcbta136/files/2022-04/Airbus%20Defence%20and%20Space%20Ltd%20Carbon%20Reduction%20Plan.pdf
Das Problem des Mutterkonzerns zu den THG-Emissionen des Flugverkehrs wird als Absichtsbekundung zu einem völlig unrealistischen Wechsel auf eFuels aus „grünem“ Wasserstoff dargestellt. (Siehe dazu auch Kap. 5.6).
Ein 2021 erfolgter internationaler Vergleich von CEOBS18https://ceobs.org/environmental-csr-reporting-by-the-arms-industry/ ergab, dass zumindest bei der Aufstellung von Energieverbräuchen und daran gekoppelten THG-Emissionen, sowie bei Wasser- und Abfallmanagement insgesamt relativ gute Ansätze erkennbar sind, soweit die Behandlung dieser Ressourcen mit absoluten Zahlen erfolgt. Der bloße Verweis auf prozentuale Einsparungen bei Produktionsprozessen hat hingegen wenig Aussagekraft.
Branchenspezifische Themen wie die Auswirkungen von Emissionen in großen Höhen und im Weltraum werden kaum behandelt. Ebenso werden Umweltprobleme im Zusammenhang mit den Rohstoffen in den Lieferketten nicht erwähnt.
Generell erschwert das Fehlen eines einheitlichen Berichtsrahmens für Energie, Wasser und Abfall den Vergleich zwischen Rüstungsunternehmen.
4.5 Fazit
Konkurrenz industrieller Sektoren
Rüstungs-Ressourcen stehen in direkter Konkurrenz zu den Erfordernissen einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Ressourcen-Strategie. Diese muss berücksichtigen, dass ein steigender Bedarf von knappen Materialien für die Transformation der Energieerzeugung nur gedeckt werden kann, wenn nicht gleichzeitig der Bedarf für die Rüstungsproduktion massiv erhöht wird.
Im Gegenteil ist es notwendig, für militärische Strategien ebenso wie für die zivile Wirtschaft die begrenzte Verfügbarkeit mineralischer wie metallischer Ressourcen zu berücksichtigen und z.B. „ressourcenleichte“ Verteidigungsstrategien bei vergleichbarem Sicherheitsniveau zu bevorzugen.
Das würde auch verhindern, dass der Beitrag der Rüstungsindustrie zu den weltweiten CO2-Emissionen von heute 2% auf 25% im Jahr 2050 ansteigen könnte, wenn hier nicht besondere Anstrengungen wie in zivilen Sektoren geplant erfolgen würden.19Siehe aus bereits genannter Quelle: Boston Consulting Group
Transparenz über Ressourcenverbrauch
Gemäß UBA-Empfehlungen sollten in Konzern-Nachhaltigkeitsberichten wesentliche Stoffströme und der Energieverbrauch in standardisierter Form bilanziert werden. Obwohl international durchaus gute Ansätze vorhanden sind, ist die Nachhaltigkeitsdarstellung in der Rüstungsindustrie noch stark ausbaufähig.
Dabei müsste es aber vor allem um konkrete Angaben gehen, insbesondere die Benennung der absoluten Mengen, die an kritischen und strategischen Ressourcen verbraucht werden. Die bloße Nennung von relativen Einsparungen bei technischen Prozessen hat eine geringe Relevanz, wenn zugleich eine Steigerung der Produktionszahlen erfolgt.
Nur durch eine derart erhöhte Transparenz, zu der auch ein öffentlich zugängliches Berichtswesen der Bundeswehr über die von ihr verbrauchten Ressourcen gehört, ermöglicht die Einbeziehung der Bundeswehr in die Umsetzung der im Koalitionsvertrag verankerten Klimaneutralitäts- und Ressourcenverbrauchs-Minderungsziele. Ein solches Berichtswesen ist bisher bestenfalls ansatzweise vorhanden.
Literaturhinweise
Autorenkollektiv EU-JRC. 2020
Critical Raw Materials for Strategic Technologies and Sectors in the EU – A Foresight Study
https://rmis.jrc.ec.europa.eu/uploads/CRMs_for_Strategic_Technologies_and_Sectors_in_the_EU_2020.pdf
Selwyn, Daniel. 2020
Martial Mining | Hrsg.: London Mining Network
https://londonminingnetwork.org/wp-content/uploads/2020/04/Martial-Mining.pdf