Wie der Krieg in der Ukraine den Klimawandel befeuert
Die ökologisch verheerenden Wirkungen des Ukraine-Krieges wurden an dieser Stelle bereits wiederholt thematisiert. (Übersicht zu diesem Stichwort: Ukraine-Krieg). Siehe z.B. den eigenen Beitrag: Vom Krieg zum Ökozid in der Ukraine, woraus auch die beigefügte Grafik entnommen ist. (KP).
Eine aktuelle Studie berechnet die freigesetzten Emissionen während der letzten drei Kriegsjahre. Deutsche Rüstungskonzerne freuen sich über gigantische Aufträge.
von Susanne Aigner
Quelle: Telepolis (28.10.2025)
Auszüge:
Inhalt
[Aktuelle Studie niederländischer Klimaforscher]
[…] Vom 24. Februar 2022 bis 23. Februar 2025 wurden in der Ukraine kriegsbedingt 237 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Das entspricht der Menge an klimaschädlichen Treibhausgasen, wie sie Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei in einem Jahr freisetzen.Zu diesem Ergebnis kam der niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk und sein Team in einer aktuellen Studie „Climate damage caused by Russia’s war in Ukraine„. Demnach belaufen sich die durch den Krieg verursachten Klimaschäden inzwischen auf über 43 Milliarden US-Dollar. […]
Im vergangenen Jahr haben die Waldbrände in der Ukraine dramatisch zugenommen. Sie wüteten mehrheitlich an oder nahe der Frontlinien bzw. in Grenzgebieten. Die abgebrannte Fläche war im Jahr 2024 mehr als zwanzigmal so groß wie im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2021.
Hinzu kommt, dass der Sommer 2024 in der Ukraine deutlich trockener als im Schnitt der letzten Jahre war. Dies ist ein Grund dafür, dass die durch Kämpfe verursachten kleineren Feuer sich unkontrolliert zu immer größeren Bränden ausweiteten und immer größer und intensiver wurden. Wälder und andere natürliche Kohlenstoffsenken wurden dadurch nachhaltig zerstört.
Nach drei Jahren Krieg verursachten die Emissionen aus Bränden von natürlichen Graslandschaften und Wäldern rund 47 Millionen Tonnen Kohlendioxid, einschließlich der Brände in Gebäuden sogar 49,4 Millionen Tonnen.
Emissionen aus abfackelnden Öllagern und Raffinerien
Brennende Öldepots gehören für einige russische Städte zur neuen Normalität, erklärte die ARD bereits vor einem Jahr. Allein bis Ende August 2024 waren mehr als 64 russische Gas- und Öl-Infrastrukturanlagen auf der Halbinsel Krim und der Region Luhansk in der Ostukraine angegriffen worden. […]
Neben Kohlendioxid wurde auch Schwefelhexafluorid freigesetzt – das stärkste bekannte Treibhausgas. Es wirkt 23.500 Mal stärker als Kohlendioxid. Die Gesamtemissionen aus brennenden Öllagern und Raffinerien schätzen die Autoren auf 17 Millionen Tonnen Kohlendioxid.
Emissionen durch Umwege im zivilen Luftverkehr
Die Sperrung des sibirischen Luftraums durch Russland unterbricht für viele Fluggesellschaften wichtige Ost-West-Flugstrecken zwischen Europa und Asien. Auch im ukrainischen Luftraum sind Flugrouten für den kommerziellen Flugverkehr innerhalb Europas gesperrt, vor allem im östlichen Teil sowie zwischen Russland und der Türkei. Die Fluggesellschaften sind gezwungen, Umwege zu fliegen.
Die Folge sind neben längeren Flugzeiten zusätzliche Treibstoffkosten, einschließlich höherer Emissionen. Die zusätzlichen Emissionen, die auf der Grundlage der tatsächlichen Flugwege vor und nach der Invasion berechnet wurden, werden mit 20,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid angegeben.
Emissionen durch Wiederaufbau von Gebäuden und Infrastruktur
Der Schadenszuwachs bei Industrie und Versorgungsunternehmen im dritten Kriegsjahr war enorm. Beide Kriegsparteien versuchen, sich gegenseitig zu schwächen. Der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude, Treibstofflager, Infrastruktur etc. wird enorme Mengen an Baumaterialien erfordern.
Die dafür benötigten Beton- und Stahlprodukte verursachen über 80 Prozent der künftigen Emissionen. Die Gesamtemissionen dafür beziffern die Autoren mit 64,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid.
Das direkte Kriegsgeschehen macht mit einem Drittel der gesamten Treibhausgase den größten Anteil aus. Ein gutes Viertel der Emissionen wird beim Wiederaufbau verursacht. Ein Fünftel der Emissionen entsteht durch Feuer in Wäldern, auf Wiesen und Feldern als Folge militärischer Attacken. […]

