Wie die Müllverbrennung des US-Militärs Tausende vergiftet hat
Giftiger Rauch aus sogenannten «Burn Pits», in denen auf US-Stützpunkten Müll verbrannt wird, machte tausende US-Soldaten krank.
von Daniela Gschweng – Infosperber (13.10.2021)
https://www.infosperber.ch/umwelt/abfaelle/wie-die-muellverbrennung-des-us-militaers-tausende-vergiftet-hat/
Auszüge:
Wohin mit Bergen von Müll, wenn es keine oder kaum Infrastruktur gibt? Die US-Armee hatte darauf lange nur eine Antwort: offene Müllgruben, in denen der Müll verbrannt wurde. Rauch und giftige Gase aus den hunderten «Burn Pits» auf US-Stützpunkten schädigten Millionen Armeeangehörige, Helfer und Einheimische nicht mitgerechnet, wie man jetzt weiss.
Schon vor Jahren fiel auf, das junge, fitte Ex-Soldaten und -Soldatinnen nach ihrem Einsatz im Irak oder in Afghanistan vermehrt an ernsthaften oder gar tödlichen Krankheiten litten. Darunter Krebsarten, die in jungem Alter normalerweise selten sind. Als Folgeschäden anerkannt haben die USA die Krankheiten bisher selten. […]
Die Folgen unkontrollierter Müllverbrennung sind seit langem bekannt
Die US-Armee ignorierte dabei aus Unwissen oder mangels Alternativen, was man seit Jahrzehnten weiss: Werden verschiedene Substanzen unter nicht kontrollierten Bedingungen verbrannt, entstehen etliche giftige Verbindungen, vor allem dann, wenn die Verbrennungstemperaturen niedrig sind und das Feuer schlecht belüftet wird. Entstehen können Dioxine, Furane, PFAS, viele flüchtige organische Chemikalien, Benzol und andere giftige Stoffe, die Liste ist lang. Abgesehen von Imprägniermitteln, Metallen, Sprengstoffen oder auch nur Insektenschutzmitteln, die schon der Müll enthielt. Einige Burn Pits im Nahen Osten brannten 20 Jahre lang, teilweise rund um die Uhr. […]
Es gibt nur wenige wissenschaftliche Studien zu Burn Pits. Diejenigen, die es gibt, wurden teilweise vom Amt für Veteranenangelegenheiten in Auftrag gegeben, das ein Interesse daran hat, dass möglichst wenige Spätfolgen anerkannt werden. Einige Studien hätten methodische Fehler, berichtete «New Republic» 2016. Laut «nbc» kündigte das Pentagon Anfang 2021 an, weitere Studien zu finanzieren. […]
Hilfe beim Aufräumen ist gesetzlich untersagt
Auch wenn der Abzug der US-Streitkräfte geordnet vonstattengeht, gibt es Hindernisse beim Aufräumen. Nach US-Gesetzen ist es dem Department of Defense DoD verboten, nach dem Abzug «Anforderungen zu erfüllen, die in der Verantwortung der Gastländer liegen und in den geltenden internationalen Abkommen festgelegt sind», und dafür Geld oder andere Ressourcen aufzuwenden. Erlaubt ist lediglich die Weitergabe von Information über mögliche Verschmutzungen und Umweltgefahren. […]