Explosives Problem bei der Bundeswehr ARD
Siehe auch: Munitionsdepot Köppern (Hochtaunus)
Gefährliche alte Raketen: Explosives Problem bei der Bundeswehr
Die Bundeswehr hat ein hochexplosives Problem aus dem Kalten Krieg: In Depots lagern laut „Spiegel“ alte Raketen, die Nitroglycerin absondern. Ein Entsorgungskonzept fehlt, obwohl das Problem seit Jahren bekannt ist.
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-munition-probleme-101.html (7.1.2022)
Auszüge:
Die Bundeswehr hat nach „Spiegel“-Informationen ein Sicherheitsproblem mit eingelagerten Raketen. Aus der alten Munition vom Typ LAR 110 Millimeter trete explosives Nitroglycerin aus, es drohe die Selbstentzündung, schreibt das Nachrichtenmagazin. Demnach sollen mehr als 32.000 Raketen betroffen sein, die eigentlich ausgesondert werden sollten.
Die Raketen lagern in sechs Munitionsdepots in Meppen, Wulfen, Nörvenich, Köppern, Eft-Hellendorf und Wermutshausen. Alle betroffenen Munitionslagerhäuser seien bis auf Weiteres und „bis zum Erlass weiterer Vorgaben“ gesperrt und „jeglicher Umgang mit dieser Munition untersagt“, heißt es in einem vertraulichen Sachstandsbericht des Verteidigungsministeriums vom September 2021, aus dem der „Spiegel“ zitiert. Das Problem soll bereits seit Frühjahr 2019 bekannt sein.
Kein Entsorgungskonzept vorhanden
Bei weiterer Lagerung der Munition sei mit einer zunehmenden Verschlechterung des Zustandes zu rechnen, schreiben die Experten des Ministeriums demnach. Trotz dieser Warnungen habe das zuständige Koblenzer Beschaffungsamt (BAAINBw) bislang kein tragfähiges Entsorgungskonzept erbracht, beschwerte sich der Munitionsbeauftragte der Bundeswehr bereits im vergangenen August beim Ministerium.
Zu diesem Zeitpunkt, rund einen Monat vor der Bundestagswahl, war noch Annegret Kramp-Karrenbauer zuständig. Inzwischen ist dies eine Aufgabe für Christine Lambrecht, die nach der Bundestagswahl das Amt übernahm.
Kaum Kapazitäten für die Vernichtung
Ein zusätzliches Problem für die Entsorgung ist, dass der Transport der Raketen untersagt wurde. Zwar wird nach „Spiegel“ Informationen eine Vernichtung geprüft, auf einem Sprengplatz der Bundeswehr könnten jährlich allerdings maximal 70 Einzelvernichtungen durchgeführt werden. Auch die bundeseigene Kampfmittelentsorgungsfirma Geka in Munster könnte im Zeitraum von März bis September 2022 lediglich 21 der Raketen vernichten. Bei insgesamt 32.641 zu vernichtenden Raketen sei dies, wie es aus dem Verteidigungsministerium heißt, kein substanzieller Beitrag.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wurden die Raketen zwischen 1981 und 1989 produziert. Damals verfügte die Bundeswehr über das Leichte Artillerieraketensystem (LARS), das Munition mit dem Kaliber 110 Millimeter verschießen konnte.
Vor rund 20 Jahren wurden die letzten LARS-Einheiten ausgemustert. Die Raketen konnten allerdings mit dem Mittleres Artillerieraketensystem (MARS) verschossen werden, für das ein entsprechender Abschussbehälter zur Verfügung steht.