Klima, Militär und BND
Wie Sicherheitspolitik den Klimadiskurs erobert
Wohin die geopolitische Zeitenwende läuft: Bundeswehr-Studie zum Klimawandel als Risiko für die Sicherheit Deutschlands im kritischen Rückblick.
von Philipp Fess
Quelle: Telepolis – 14.4.2025
siehe auch: Quelle der Studie als PDF
Auszüge:
[…] Für den Analyse-Bericht verantwortlich zeichnen das Metis Institut für Strategie und Vorausschau der Bundeswehr-Universität München, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) –weshalb der Bericht von manchen auch „Bundeswehr“-Studie genannt wird –, sowie der Think Tank Adelphi Research. […]In seinem Vorwort zu der Publikation nennt der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, den Klimawandel als eine „fünf großen externen“ Bedrohungen für Deutschland – neben einem „aggressiv-expansiven Russland“, den weltpolitischen Ambitionen Chinas, zunehmenden Cyber-Gefahren und dem internationalen Terrorismus.
Die Analyse setzt als gegeben voraus, dass die Häufigkeit und Intensität wetterbedingter Katastrophen bis 2040 weltweit zunehmen werden. Diese Ereignisse, davon geht der Bericht aus, gefährden Gesundheit, Infrastruktur und Wirtschaft. Sie führen zu hohen Anpassungs- und Wiederaufbaukosten.
Zudem erhöhe der Klimawandel das Risiko von Ernteausfällen und Preisschocks und verschärfe auf diese Weise besonders in einkommensschwachen Staaten Migrationsbewegungen und Konflikte.
Dazu komme, dass ein wachsender globaler Ressourcenbedarf die Umwelt bedrohe. Zugleich befürchten die Verfasser des Berichts eine „Erosion der regelbasierten internationalen Ordnung“ durch Verteilungskämpfe zwischen den Nationen.
Wegen dieser „Grenzen des Wachstums“, auf die der malthusianische Impetus des Club of Rome erstmals 1972 in größerer Dimension aufmerksam machte – müsse Deutschland auch „jenseits seiner Grenzen“ Vorbereitungen gegen den Klimawandel treffen.
Drohende humanitäre Krisen und unterbrochene Lieferketten verlangen, so der aktuelle Bericht, über ein halbes Jahrhundert später, dass Deutschland und die EU „strategisch“ mit anderen Ländern zusammenarbeiten und dabei helfen, „Governance-Mechanismen“ auf globaler Ebene zu implementieren – etwa mit Blick auf die weltweite Ernährungssicherheit.
Die Berichtsverfasser warnen davor, dass sich mit einem Nachlassen der Klima-Bemühungen Deutschlands und der EU – und zwar konkret in Bezug auf die Ziele des Pariser Klima-Abkommens – der „Gestaltungsspielraum“ für Verteidigungsmaßnahmen zunehmend reduziere, während gleichzeitig die Kosten für eine politisch-ökonomische „Kurskorrektur“ in die Höhe schössen.
Diese Präventions-Maßgaben haben, wie hier aufscheint, eine sicherheitspolitische, sprich: militärische Komponente. Auch werden geopolitische Erwägungen angeschlossen. So riskiere Deutschland etwa, „die Führungsrolle in der grünen Transformation“ an China abzugeben. […]