Kriegsbedingte Umwege: Der versteckte CO2-Fußabdruck des Ukraine-Kriegs
Durch den Ukraine-Krieg müssen viele Flugzeuge riesige Umwege fliegen. Die Auswirkungen auf Klima und Kosten sind enorm, wie eine neue Studie zeigt.
Quelle: Telepolis vom 11.2.2025 – von Viktoriia Ivannikova
Anmerkungen zu dem Beitrag:
Darin heißt es: „Die Luftfahrt ist bereits heute für 2,5 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich, und diese Zahl wird voraussichtlich weiter steigen, da der Luftverkehr weiter zunimmt.“
Tatsächlich gehen andere Quellen – auch in der Luftfahrtindustrie – von wesentlich höheren Anteilen aus. Hierbei entfallen zwei Drittel der Klimawirkung auf Nicht-CO2-Effekte. Aktuelle Studien zeigen, dass sich ein Anteil von ca. 5% ergibt.
Zu dem Ukraine-Krieg als Ursache: Tatsächlich ist das im wesentlichen keine direkte Folge des Ukraine-Krieges – wie sinnvolle Sperrungen von Lufträumen über Kriegsgebieten – sondern den Wirtschaftssanktionen der EU und Gegenaktionen Russlands geschuldet. Deshalb hat z.B. auch die Lufthansa im Herbst 2024 direkte Flüge von Frankfurt nach Peking eingestellt – wegen vorhandener Wettbewerbsnachteile gegenüber Fluggesellschaften aus China, die den russischen Luftraum weiterhin nutzen können. (KP)
Auszüge aus dem Telepolis-Artikel:
Einige Langstreckenflüge zwischen Europa und Asien stoßen seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 40 Prozent mehr CO2 aus, wie meine neue Studie zeigt.
Dieser Anstieg ist vor allem auf die Sperrung des Luftraums über den Konfliktgebieten zurückzuführen, die die Fluggesellschaften dazu zwingt, alternative Routen zu suchen und die Flugzeiten deutlich zu verlängern. […]
Der Krieg in der Ukraine hat den Luftraum des Landes geschlossen und den Zugang zum Luftraum der Russischen Föderation und Weißrusslands eingeschränkt. Dies ist die größte Luftraumsperrung seit dem Kalten Krieg und betrifft ein Gebiet von 18 Millionen Quadratkilometern. […]
Erschwert wird die Situation durch Einschränkungen in anderen Konfliktregionen, darunter der Nahe Osten, wo der Luftraum über Syrien, dem Jemen und dem Irak für viele Fluggesellschaften ebenfalls als Flugverbotszone gilt. […]
Unsere Ergebnisse werfen ein neues Licht auf den massiven CO2-Fußabdruck von Kriegen, der in der Klimapolitik oft übersehen wird. […]
Internationale Vereinbarungen über ein kollektives Luftraummanagement in Konfliktzeiten können wichtige Flugkorridore offen halten und sicherstellen, dass Fluggesellschaften ineffiziente Umwege vermeiden.
Fluggesellschaften investieren in nachhaltige Flugtreibstoffe, die weniger Emissionen verursachen als herkömmliches Kerosin – aber unzureichende Vorräte, hohe Kosten und andere Herausforderungen machen dies zu einer teuren und nur partiellen Lösung. Da es keine praktikablen kohlenstoffarmen Alternativen für Flugzeuge gibt, sollte die Reduzierung des Flugverkehrs Priorität haben.
Als Forscher sehen wir unsere Ergebnisse als Aufruf zum Handeln. Indem wir die Umweltauswirkungen von Konflikten verstehen, können wir auf eine nachhaltigere Zukunft für die Luftfahrt und den Planeten hinarbeiten.