Anhang
Umweltauswirkungen von 100 Milliarden Euro für Rüstungsinvestitionen
Problemaufriss und Kurzstudie
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Inhalt
- A.1 Auszug aus dem Wirtschaftsplan für das Sondervermögen
- A.2 Übersicht von Großprojekten der Bundeswehr
- A.3 Vergleichende Übersicht von Material- und Humanressourcen
A.1 Auszug aus dem Wirtschaftsplan für das Sondervermögen
Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/bwfinsvermg/BwFinSVermG.pdf
Beschaffung Dimension Luft (40,9 Mrd. Euro)
Beschaffung Dimension Führungsfähigkeit/Digitalisierung (20,7 Mrd. Euro)
Beschaffung Dimension Land (16,6 Mrd. Euro)
-
Optionsauslösung konsolidierte Nachrüstung aller restlichen Puma 1. Los
-
Nachfolge luftverlegbare Fahrzeuge / Luftlandeplattformen (DEU/NLD)
Beschaffung Dimension See (8,8 Mrd. Euro)
Forschung, Entwicklung und Künstliche Intelligenz (422 Mio. Euro)
-
Land- und seegebundene robuste Navigation unter NAVWAR Bedingungen (LaSeRoNN)
-
Mobile robuste Navigation unter NAVWAR Bedingungen (MobiRoNN)
A.2 Übersicht von Großprojekten der Bundeswehr
Eine detaillierte Dokumentation des Rüstungsbestandes findet sich auf der Homepage der Bundeswehr1https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung-technik-bundeswehr/ sowie in Wikipiedia-Einträgen2Neben zahlreichen Einzeleinträgen auch Übersichten, wie https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Luftfahrzeugen_der_Bundeswehr, die wiederum auf zahlreiche Primärquellen verweisen.
*) |
Projektbezeichnung |
Status |
Zeiträume |
---|---|---|---|
1 |
NATO-Hubschrauber NH90 TTH |
Realisierung 82 St., |
Nutzung ab 2021 |
2 |
NATO-Hubschrauber NH90 NTH (SEA LION) 3https://de.wikipedia.org/wiki/NH90 – auch. https://www.mfg5.marine-flieger.de/airbus-nh90 |
Neue Version des NTH: Realisierung 18 St. (Nachfolger für SEA KING) |
Nutzung ab 2023 |
3 |
NATO-Hubschrauber NH90 MRFH |
Realisierung 31 St. |
Nutzung ab 2027 |
4 |
Kampfhubschrauber TIGER |
Nutzung |
Nutzung |
5 |
Schwerer Transporthubschrauber (STH) |
Vergabe: 60 Stück CH-47F „Chinook“ des Herstellers Boeing (Stand 1.6.2022), Nachfolge für CH-53G |
Nutzung CH-53G bis 2030 |
6 |
EUROFIGHTER (einschließlich AESA) |
Realisierung, Tranche 4: ESCAN-Radar |
Nutzung |
7 |
TORNADO |
Nutzung |
Nutzung |
– |
Kampfjet F-35 (nicht in der Liste enthalten) | siehe Kap. 6.1 |
BwFinSVermG |
Beschaffung |
8 |
Transportflugzeug A400M4https://de.wikipedia.org/wiki/Airbus_A400M |
Realisierung 53 St. – Bestand 38 St. |
Beschaffung 2014 – 2026 |
9 |
PEGASUS (SLWÜA) |
Realisierung 3 St., Nachfolger für ORION |
Nutzung ab 2025 |
10 |
C-130J SUPER HERCULES |
Realisierung |
Nutzung ab 2022 |
11 |
Korvette Klasse 130 2. Los |
Realisierung 8 St. |
Nutzung ab 2025 |
12 |
U-Boot Klasse 212 Common Design |
Realisierung 4 St., plus 2 als Option, bis 2029, |
Beschaffung bis 2029 |
13 |
Fregatte Klasse 125 |
Realisierung 4 St. , Bestand: 3 St. |
Nutzung ab 2021 |
14 |
Fregatte Klasse 126 | siehe Kap. 6.3 |
Realisierung 4 St. (plus 2 als Option) bis 2028 |BwFinSVermG |
Verfügbar ab 2028 |
15 |
Schützenpanzer PUMA | siehe Kap. 6.2 |
Realisierung 350 St. |
Nutzung ab 2021 |
16 |
EURODROHNE |
Vergabe | BwFinSVermG |
Verfügbar ab 2030 |
17 |
Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS) |
Vergabe |
Verfügbar ab 2031 |
18 |
MAIN GROUND COMBAT SYSTEM (MGCS) | siehe Kap. 6.4 |
Vergabe (Nachfolger für Leopard 2) |BwFinSVermG |
Beschaffung ab 2035 |
19 |
Future Combat Air System (FCAS) / Next Generation Weapon System (NGWS) | siehe Kap. 6.4 |
Vergabe (Nachfolger für Eurofighter) | BwFinSVermG |
Beschaffung ab 2040 |
Tab. A-1: Rüstungsbestand und aktuelle Planung Großprojekte615. Bericht des BMVg zu Rüstungsangelegenheiten Juni 2022 https://www.bmvg.de/resource/blob/5456944/a2db4dc6bd4c5873113e39ad9292f269/20220629-download-15-bericht-des-bmvg-zu-ruestungsangelegenheiten-data.pdf siehe auch Kommentierung unter: https://augengeradeaus.net/2022/07/der-15-ruestungsbericht-ein-detaillierter-blick/ zu den Nutzungszeiträumen siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Luftfahrzeugen_der_Bundeswehr *) gemäß Ziffer 2.x des 15. Bericht des BMVg zu Rüstungsangelegenheiten |
Schlüsselzahlen zur aktuellen Bundeswehrausrüstung
Marine:
-
15 Überseeschiffe (Fregatten, Korvetten)
-
6 U-Boote
Luftwaffe:
-
228 Kampfjets
-
35 Transport- und Tankflugzeuge
Heer:
-
896 Kampf- und Schützenpanzer
-
252 Artillerie
-
145 Transporthubschrauber
Quelle: NATO 2020, zitiert nach: Parkinson u. Cottrell, 2021
Anmerkung: Die Zahlen sind teilweise abweichend von vor- und nachstehenden Tabellen.
A.3 Vergleichende Übersicht von Material- und Humanressourcen
Landmobilität der Bundeswehr
Jahr |
zivil*) |
Profil*) |
gesamt |
Anmerkungen |
---|---|---|---|---|
2021 |
31.000 |
16.000 |
47.000 |
Zivil: davon 14.500 mit Sonderausstattung Militärisch: 8.300 geschützte Fahrzeuge, 7.700 |
2027 |
35.000 |
68.000 |
Planung8https://esut.de/2021/08/fachbeitraege/28736/landmobilitaet-sachstand-planungen/, davon 32.500 Lkw |
|
2031 |
>100.000 |
Planung |
||
Bundespolizei |
7.000 |
Vermerk von WD im BT 20219Quelle: WD 2 – 30000 – 014/22 vom März 2022 |
||
THW |
6.600 |
Plus 4.500 Anhänger (Stand 2018) |
||
Tab. A-2: Gesamter Fahrzeugbestand der Bundeswehr und Vergleichszahlen |
Anteil der Bundeswehr im Bundeshaushalt
Bereich |
Planstellen |
Anteil |
---|---|---|
Gesamtzahl Bundeswehr direkt (gerundet – aktuell)10Bericht 2021 der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Drucksache 20/900 vom 15.3.2022 |
183.000 |
|
Personalstärke Bundeswehr geplant |
203.000 |
|
Bundesverwaltung gesamt11Zahlen aus: Finanzplan des Bundes 2022 bis 2026, Drucksache 20/3101 vom 5.8.2022 |
297.000 |
|
– Anteil Beschäftigte ohne BMVg / Bw |
221.134 |
74% |
– Anteil BMVg-/ Bw-Verwaltung |
75.866 |
26% |
Bundesbedienstete mit Gesamtzahl Bundeswehr |
500.000 |
|
Anteil Bw + BMVg gesamt |
276.581 |
56% |
Tab. A-3: Vergleichende Übersicht von Planstellen für Bundesbedienstete1212Wegen der Diskrepanz zwischen Planstellen und tatsächlich besetzten Stellen siehe auch die Antwort auf eine Kleine Anfrage im Bundestag vom 14.5.2019: Planstellen und Stellen in den Bundesministerien und in den nachgeordneten Behörden (Bt-Drucksache 19/10122)[/mfn] |
Haushaltsposten |
Betrag (2022) |
Anteil |
---|---|---|
Verteidigung (nur Bund) |
52,3 Mrd. Euro |
47,5% |
Politische Führung und zentrale Verwaltung |
23,4 Mrd. Euro |
21,2% |
Auswärtige Angelegenheiten |
19,3 Mrd. Euro |
17,5% |
Öffentliche Sicherheit und Ordnung |
8,1 Mrd. Euro |
7,3% |
Finanzverwaltung und Rechtsschutz |
7,0 Mrd. Euro |
6,3% |
Gesamtbetrag Funktion Allgemeine Dienste |
110 Mrd. Euro |
|
Tab. A-4: Bundesausgaben für Aufgabenbereich Allgemeine Dienste |
A.4 Kostenstrukturen in der Nutzungsphase
Planung des Instandhaltungsbedarfs
Für das Instandhaltungsmanagement gibt es unterschiedliche strategische Ansätze. Dem zugrunde liegt, dass über die gesamte Nutzungsdauer hinweg die Geräteausfälle wie folgt zu unterscheiden sind:
-
Frühausfälle: aufgrund konstruktiver Mängel, zumeist noch in der Gewährleistungsphase
-
Zufallsausfälle: während der meisten Zeit der Nutzungsphase
-
Altersausfälle: aufgrund von Materialverschleiss bzw. Materialermüdung
Beispiele:
Bei dem US-Kampfpanzer Abrams der Zustand der Geräte dauernd überwacht und in einem Vehicle Health Management System (VHMS) zusammengeführt, damit die Instandhaltung vorbeugend und vorausschauend geplant werden kann.13https://esut.de/2020/12/meldungen/24740/neue-kampfpanzer-m1a2c-abrams-fuer-38-milliarden-euro/ Damit kann prinzipiell der materielle Aufwand für die Instandhaltung deutlich reduziert werden, jedoch erweist sich das an anderer Stelle als Kostentreiber. Die Softwarepflege durch IT-Hersteller, beinhaltend sowohl kleinere Fehlerbeseitigungen wie auch Programm-Upgrades zur funktionalen Verbesserung, wird üblicher weise in der Größenordnung von 20% des Kaufpreises als Jahrespauschale eingefordert.
Bei dem US-Kampfjet F-35 gibt es allein 50 Datenschnittstellen, die zum großen Teil auch Instandhaltungsrelevant sind. Software-Updates sind hierfür im Jahreszyklus zwingend notwendig.14Quelle: diverse Studien zum F-35 – siehe auch Kap. 6.4
Logistikketten für die Instandhaltung
Die Komplexität der Abläufe zeigt sich vor allem bei der Marine. Bei Instandhaltungsmaßnahmen müssen Kapazitäten für die Schiffe und Boote in Schwimmdocks vorhanden sein, die evtl. mehrere Wochen lang benötigt werden. Wenn diese jedoch im Einzelfall nicht verfügbar sind, kann dieses ein logistisches Sonderprojekt auslösen, mit erheblichen Zeit-und Kostenproblemen.15Ein Beispiel dafür wird für die Fregatte Brandburg mit einem Dienstalter von 25 Jahren geschildert: https://augengeradeaus.net/2019/07/schlange-stehen-vor-der-werft-das-beispiel-fregatte-brandenburg/
Strategien bei Sicherheitsrelevanz
In der zivilen Sicherheitstechnik, wo es um den Schutz von Leben und Sachwerten geht, wie z.B. bei Brandmeldeanlagen, Einbruchmeldeanlagen oder Feuerlöschanlagen, müssen alle Komponenten eines Systems so konstruiert sein, dass diese dem aktuellen „Stand der Technik“ entsprechen. Eine Zertifizierung für Komponenten, Teil und Gesamtsystem wird dem entsprechend meistens zwingend verlangt. Nicht nur im Alarmfall, sondern auch bei technischen Störungen werden fest vorgegebene Einsatzabläufe aktiviert, z.B. für Alarmierung und Einsatz der Feuerwehr. Zur Instandhaltung gehören regelmäßige Prüfungen des Betriebspersonals, elektronische Selbstdiagnosen bei Systemkomponenten und Serviceverträge mit einer Fachfirma, zumeist dem Hersteller eines technischen Systems. Während diese Prinzipien bei der stationären militärischen Infrastruktur wahrscheinlich diesen Kriterien genügen, ist dieses bei militärischen Großgeräten fraglich aufgrund des Einsatzes ambitionierter, neuer (Schlüssel-)Technologien, wie im Kap. 2.3 dargestellt.
Strategien zur langfristigen Werterhaltung
Bei weniger sicherheitsrelevanten Anwendungen werden bei technischen Systemen zeitlich beschränkte Ausfälle, bzw. eine nicht vorhandene Einsatzbereitschaft begrenzt toleriert. Allerdings wird man hierbei versuchen, durch häufige Intervalle zur vorbeugenden bzw. planmäßigen Instandhaltung solche Ausfälle möglichst zu minimieren. Bei Rüstungsgütern mit einer materiellen Einsatzbereitschaft unterhalb von 50% dürfte dieses jedoch weniger auf mangelnde Instandhaltungsplanung als vielmehr auf generelle Störanfälligkeit zurück zu führen sein.
Strategien zu Kostenminimierung
Wenn bei einem Großgerät oder einer Infrastruktur das Nutzungsende absehbar ist, werden die Aufwendungen minimiert, indem die vorbeugende Instandhaltung reduziert wird, was z.B. durch Streckung der Intervalle geplanter Maßnahmen erfolgen kann. Nur in diesem Fall ist eine redundante Stückzahl von militärischen Großgeräten als wirtschaftlich vertretbar anzusehen.
Modernisierungen und Umnutzungen
Problematisch ist bei allen Großgeräten, dass die Lebenszyklen von Einzelkomponenten sehr unterschiedlich sind.16Beispielhaft kann man hier das jedermann vertraute Problem der Akku-Lebensdauer von Smartphones nennen. Deren Wechsel ist meistens nur durch den (teuren) Kundenservice möglich. Genau genommen ist jedoch ein Akku keine Komponente, sondern ein Betriebsmittel. Dieses gilt insbesondere für Elektronikkomponenten in militärischen Großgeräten mit einer Nutzungsdauer von 25 bis 40 Jahren.
Komponenten / Teilsystem |
Maßnahmen im Lebenszyklus |
Nutzungsdauer |
---|---|---|
Sensor analog/digital |
Austausch bei Fehlfunktion |
5 bis 15 Jahre |
Prozessor, Speicher, Firmware, Software |
Wartungs-Updates für Fehlerkorrektur |
10 bis 20 Jahre |
Datenaustausch mit Zentralstelle |
Innovationszyklus zentrales Leitsystem und Schnittstellen |
5 bis 10 Jahre |
Tab. A-5: Lebenszyklus von Elektronikkomponenten |
Elektronik bzw. Digitaltechnik erfüllen in mechanischen Systemen grob vereinfachend dargestellt zweierlei grundlegend unterschiedliche Funktionen:
Erstens: Die Komponenten und Teilsysteme sind wesentlicher Bestandteil der Funktionserfüllung bzw. Fähigkeiten des (mechanischen) Gesamtsystems.
Zweitens: Aufgrund der Komplexität eines Gesamtsystems werden Elektronikteile und digitale Funktionen zur Selbstüberwachung eingesetzt, um automatisch einen Instandhaltungsbedarf (siehe oben) zu diagnostizieren. Diese Komponenten können aber selbst Fehlfunktionen auslösen, mit denen die materielle Verfügbarkeit reduziert wird.
Während aber bei einem zivilen Fahrzeug die Nutzungsdauer nicht wesentlich über den Innovationszyklen von elektrischen Einzelkomponenten liegt, ist dieses bei militärischen Großgeräten ein großes Problem. Vor allem gilt das unter Berücksichtigung der typisch nicht vorhandenen Serienreife von militärischen Großgeräten.
A.5 Rüstungsindustrie als Wirtschaftsfaktor
Abb. A-2: Humanressourcen und deren Verfügbarkeit für die RüstungsindustrieVor allem Ingenieure können in der Rüstungsindustrie mit gut bezahlten Arbeitsplatzangeboten rechnen, was aber zwangsläufig zu Lasten von zivilen Bereichen geht, wo ähnlich gelagerte Qualifikationen verlangt werden. Ähnliches gilt für Facharbeiter, weshalb auch gewerkschaftlich in der IG Metall organisierte Betriebsräte um Rüstungsaufträge kämpfen. Bei externen und sehr heterogenen Dienstleistungen hingegen gibt es kein klares Bild |
Arbeitsplätze
Die Gesamtzahl der Beschäftigten in der Rüstungsindustrie kann aus folgenden Gründen nur grob abgeschätzt werden:
In der Rüstungsproduktion tätige Konzerne haben haben in der Regel auch einen zivilen Umsatzanteil, sofern die Rüstung nicht in eigenen Tochterunternehmen ausgelagert ist. Diese greifen jedoch in der Regel bei relevanten Teilen der Wertschöpfungskette auf den Mutterkonzern bzw. Schwesterunternehmen im Konzern zurück.17Beispiel: ThyssenKrupp Marine Systems
Beispielsweise sind in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie ca. 1000.000 Menschen beschäftigt. Davon entfallen auf das führende Rüstungsunternehmen Airbus Defence and Space ca. 15.000. Der zivile Umsatzanteil wird bei insgesamt 31,4 Mrd. Euro in 2021 auf ca. 70% veranschlagt.18Quelle: statista
Insgesamt bietet aber die Rüstungsindustrie nur eine sehr beschränkte Anzahl an Arbeitsplätzen. Gemäß dem Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft beschäftigte die Rüstungsindustrie im Jahr 2020 rund 55.000 Menschen.19Zitiert nach: https://www.imi-online.de/download/Ausdruck-September2022-JA-EU-Exporte.pdf Gelegentlich werden aber wesentlich höhere Zahlen genannt, die aber wegen der Vermischung mit ziviler Sicherheitstechnik nur schwer verifizierbar sind.
Die relativ niedrige Arbeitsplatzrelevanz führt jedoch zum widersprüchlichen Umgang mit Rüstungsprojekten. Während die IG Metall durchaus positive Beschlüsse von Gewerkschaftstagen zur Konversion der Rüstungsindustrie vorzuweisen hat, kämpfen jedoch gleichzeitig die in der IG Metall organisatorischen Betriebsräte von Rüstungsunternehmen um neue Rüstungsaufträge.20Näheres dazu bei Peil u. Brandt, 2020
Sektorale Konkurrenz bei Humanressourcen
Ein zunehmendes Problem des deutschen Arbeitsmarktes sind die Langzeitverschiebungen der angebotenen fachlichen Qualifikationen. Besonders dramatisch entwickeln sich die Studienfach-Präferenzen bei jungen Menschen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).
In der Industrie wird von 533 MINT-Kräften je 1.000 Mitarbeitern im Vergleich zu 294 in der Gesamtwirtschaft ausgegangen.21Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) aus dem Jahr 2015 ermittelte ca. 30.000 Rüstungsbeschäftigte in den sechs größten deutschen Rüstungsunternehmen, was mit einem Drittel der insgesamt über Zulieferbetriebe Beschäftigten zu einer Größenord- nung von 90.000 führt. HBS veranschlagt 50% der in der Luft- und Raumfahrt Beschäftigten für die Rüstung. Im Schiffbau liegt danach der Anteil bei 25%., zitiert nach Peil u. Brandt, 2020
Eine indirekte Wirkung der beschränkten MINT-Ressourcen ist auch, dass bei der Drittmittelforschung an Hochschulen in zunehmenden Maße versteckte Rüstungsforschung betrieben wird, was sich in der Regel aus Dual-Use-Projekten22Dual Use: Sowohl zivil als auch militärisch nutzbar. Dass ein scheinbar ziviles Projekt einen militärischen Hintergrund hat, ist bei Forschungsaufträgen mit Drittmitteln nur an den Geldgebern erkennbar. ergibt (z.B. auf den Gebieten Sensorik oder Künstliche Intelligenz).23Zu dieser Thematik wird verwiesen auf Peil u. Brandt, 2020, wo auf die Debatte über Zivilklauseln an Hochschulen eingegangen wird.
A.6 Definition und Elemente der Nachhaltigkeit
Abb. A-3: Nachhaltigkeitselemente und Handlungsebenen Die Konzentration auf Effizienz in der Nachhaltigkeitsdebatte ist zumeist dem Umstand geschuldet, dass dieses als rein fachliche Debatte geführt wird, während über Suffizienz nur fachgebietsübergreifend gesellschaftlich diskutiert werden kann. Dieses ist auch beim Stichwort sozial-ökologische Transformation zu beachten. |
Effizienz
Nachhaltigkeitsbetrachtungen werden zumeist auf Effizienzverbesserungen reduziert. Jedoch liegt bei typischen Prozessketten sowohl in der industriellen Produktion wie auch in der Nutzanwendung von Produkten und Infrastruktur das Optimierungspotenzial meistens nur bei 10 bis 20%. Dieses gilt vor allem beim Energieverbrauch. Allerdings werden viele Effizienzgewinne vor allem im Konsumbereich erfahrungsgemäß wieder durch Reboundeffekte24Ein Reboundeffekt ist z.B. der anwachsende Einsatz von LED-Lichtquellen, der die prinzipiell möglichen Stromeinsparungen von LED gegenüber früheren Lichtquellen konterkariert. reduziert.
Wesentlich höhere Effizienzgewinne ließen sich im militärischen Beschaffungswesen erzielen. Die dort vorhandene Ineffizienz ist in den meisten Ländern problematisch, da z.B. auch Korruption bei Beschaffungsmaßnahmen eine große Rolle spielt.
Eine von Greenpeace veröffentlichte Studie wird darauf verwiesen, dass bei der Beschaffung von Großwaffensystemen in den letzten Jahren entstandene Mehrkosten zwischen 35 und 54% hätten vermieden werden können.25Brzoska, Michael. (2022): It’s not the money, stupid! – Die Hauptprobleme im Beschaffungswesen der Bundeswehr https://www.greenpeace.de/publikationen/S04011-greenpeace-studie-frieden-beschaffungswesen-bundeswehr.pdf Auch kann man dazu auf die Prüfberichte des Bundesrechnungshofes (BRH) verweisen.
Suffizienz
Bei einer Nutzung von Ressourcen auf Basis einer Suffizienzstrategie lassen sich hingegen Einsparungen in der Größenordnung von 50% erreichen. Hierzu müssten Rüstungsprojekte als Ganzes infrage gestellt und die sicherheitspolitische Relevanz geprüft werden.
Beispielhaft genannt sei hier, dass Elon Musk ausgerechnet bei einer Tagung der US Airforce bemerkte, dass der Kampfjet F-35 als Flaggschiff des US Militärs praktisch nutzlos sei, da die Zukunft der militärischen Luftfahrt den (wesentlich billigeren) Kampfdrohnen gehören würde.26https://www.defensenews.com/digital-show-dailies/air-warfare-symposium/2020/02/28/spacex-founder-tells-the-air-force-the-era-of-fighter-jets-is-ending/
Obwohl die Suffizienz als wichtigstes Kriterium der Nachhaltigkeit anzusehen ist, bleibt diese meistens unterbelichtet. Ein Grund dafür ist, dass diese nur über eine gesellschaftliche Debatte und nicht auf der fachlichen Ebene entwickelt werden kann.
Konsistenz
Zur Konsistenz natürlicher Ressourcen muss sowohl eine fachliche wie auch eine gesellschaftliche Debatte entwickelt werden. Konsistenz heißt, dass keine Überbeanspruchung erfolgt. Insbesondere für Deutschland gilt, dass die Grundwassernachbildung in Grundwasserkörpern zunehmend hinter der Entnahme zurück bleibt, was auch eine Reduzierung industrieller, verfahrenstechnischer Produktionsprozesse erfordert. Dieses Problem dürfte mittlerweile als Umweltproblem selbigen Stellenwert haben wie die Erhöhung der Treibhausgase in der Atmosphäre. Mit der Abkehr von fossilen Brenn- und Rohstoffen dürfte sich die Wasserproblematik noch verschärfen. „Grüner“ Wasserstoff würde bei einer gleichbleibend hohen Nutzung für industrielle Zwecke an global vorgesehenen Erzeugerstandorten die dort zumeist vorhandene prekäre Wasserversorgung noch verschärfen.
A.7 Schlüsselkategorien zur Erfassung militärischer Treibhausgase
Schlüsselkategorien für militärische Treibhausgase in Friedenszeiten |
|
---|---|
Scope 1: Direkte THG-Emissionen |
von Primärenergiequellen, die vom Betreiber eingesetzt werden |
Stationäre Verbrennung |
feste, flüssige oder gasförmige Brennstoffe für Heizung, Kühlung und/oder Stromerzeugung |
Mobile Verbrennung |
Brennstoffen in mobilen Anlagen, wie Flugzeugen, Landfahrzeugen, Schiffen und Raumfahrzeugen (nur innerhalb der Troposphäre und Stratosphäre). |
Abfallwirtschaft und Entsorgung |
flüchtige Emissionen, z. B. Methan, bei der Behandlung und Entsorgung von festen, flüssigen und gasförmigen Abfällen und Abwässern in militärischen Einrichtungen |
Andere flüchtige Emissionen |
HFKW, FKW oder SF6 in Kühl- und Klimaanlagen, Radaranlagen und elektrischen Geräten sowie andere Chemikalien, die z.B. auch durch Leckagen freigesetzt werden |
Einsatz und Entsorgung von Munition |
Detonation bei Übungen und Kriegseinsätzen |Entsorgung von entsprechenden Altlasten innerhalb militärischer Einrichtungen |
Scope 2: Indirekte THG-Emissionen |
von Sekundärenergie, die von dem Betreiber extern bezogen wird |
Eingekaufte Energie |
elektrischer Strom, Fernwärme und Fernkälte für stationäre militärische Einrichtungen |
Scope 3: Sonstige indirekten THG-Emissionen |
von sonstigen Quellen, die aus eigenen Aktivitäten resultieren, aber extern anfallen |
Investitionsgüter |
Gewinnung von Rohstoffen | Herstellung und Transport aller größeren militärischen Ausrüstungen (zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum) | zivile Ausrüstungen (einschließlich des Fuhrparks von Unternehmen) | IT-Systeme |
Eingekaufte Güter |
Gewinnung von Rohstoffen |Herstellung und Transport von anderen erworbenen militärischen und zivilen Gütern (wie Waffen, Kampfausrüstung, Bekleidung, IT, Büroausstattung und verderbliche Waren) |
Bezogene Dienstleistungen |
Dienstleistungen wie die Bereitstellung von privaten Militär- und Sicherheitsunternehmen, Logistik, Wartung, IT- und Telekommunikationsunterstützung, Catering usw. |
Bauliche Anlagen |
Bau und die Renovierung von Gebäuden und ähnlichen Anlagen |
Brennstoff- und energiebezogene Aktivitäten |
Gewinnung von Rohstoffen, die Herstellung und den Transport von Brennstoffen und Energie, die nicht bereits in Scope 1 und 2 enthalten sind. |
Vorgelagerter Transport und Verteilung |
Transport und die Verteilung von erworbenen Produkten und Dienstleistungen, die oben nicht aufgeführt sind, in Fahrzeugen, die nicht dem Militär gehören oder von ihm kontrolliert werden. |
Abfallwirtschaft und Entsorgung |
Entsorgung und Behandlung von festen, flüssigen und gasförmigen Abfällen und Abwässern in Einrichtungen, die nicht dem Militär gehören oder von ihm kontrolliert werden | flüchtige Emissionen (z. B. Methan) | Emissionen aus der Verbrennung, Detonation, offenen Verbrennung oder Behandlung von ausgedienten und veralteten Sprengkörpern |
Geschäftsreisen |
Beförderung von militärischem oder zivilem Personal zu dienstlichen Zwecken in Fahrzeugen, die nicht dem Militär gehören oder von ihm betrieben werden |
Berufsverkehr von militärischem und zivilen Personal |
Beförderung von militärischem oder zivilem Personal zwischen Wohnort und Arbeitsplatz in Fahrzeugen, die nicht dem Militär gehören oder von ihm betrieben werden | Betrieb von Anlagen, die von den Streitkräften geleast werden und nicht unter Scope 1 und 2 fallen. |
Vorgelagerte geleaste Anlagen |
Betrieb von Anlagen, die dem Militär gehören und an andere Einrichtungen vermietet sind, aber nicht unter Scope 1 und Scope 2 fallen. |
Verwaltung von Grundstücken und Immobilien |
Schäden an natürlichen Ökosystemen | Abholzung | Auswirkungen auf landwirtschaftliche Flächen, Feuchtgebiete und Brände, die durch Ausbildung und Landnutzungspraktiken verursacht werden. |
Sonstige Nicht-CO2-Effekte |
Von anderen Quellen verursacht durch militärische Aktivitäten und Kriegseinsätzen |
Kondensstreifen in der Luftfahrt27Wasserdampf, Kondensstreifen und Nicht-CO2-Effekte werden als wesentlicher Beitrag zu den Auswirkungen des Luftverkehrs auf den Klimawandel anerkannt, aber kaum berücksichtigt. Deren Quantifizierung ist mit erheblichen wissenschaftlichen Unsicherheiten verbunden. |
Verbrennung von Treibstoffen, die für die internationale Luftfahrt, den Start von Raumfahrzeugen, den Land- und Seeverkehr verwendet und nicht unter Scope 1 oder Scope 2 erfasst werden. |
Scope 3 plus: Sonstige indirekten, militärisch verursachten THG-Emissionen |
Von sonstigen Quellen resultierend aus Kriegshandlungen und damit verbundene Aktivitäten |
Internationale Bunkerkraftstoffe |
Verbrennung von Kraftstoffen, die für die internationale Luftfahrt, den Start von Raumfahrzeugen, den Land- und Seeverkehr verwendet und nicht unter Scope 1 oder Scope 2 gemeldet werden. |
Bauwesen und Konstruktion |
Bau von stationären Anlagen im Einsatzgebiet | Verbrennung, Entsorgung, Transport und Behandlung von militärischen Feststoffabfällen und Abwässern, die bei militärischen Einsätzen in Übersee anfallen und oben nicht aufgeführt sind |
Abfallwirtschaft und Entsorgung |
Bauschutt, der durch den Einsatz von Explosivwaffen während der Kriegsführung, des Transports und der Abfallwirtschaft entsteht |
Brände in der Landschaft |
in natürlichen Wäldern, Plantagen, Gebüschen, Grasland, Weideland, Torfgebieten, landwirtschaftlichen Flächen und stadtnahen Gebieten |
Brände und Schäden an der Infrastruktur |
beinhaltend flüchtige Emissionen aufgrund von Leckagen in der technischen Infrastruktur (z. B. Methan) |
Trümmermanagement und -entsorgung |
Gewinnung von Rohstoffen | Herstellung und Transport von Sanierungsmaterialien | Emissionen aus Sanierungsaktivitäten | Entsorgung/Aufbereitung von Kontaminationen oder gefährlichen Abfällen |
Bodenverschlechterung |
Bodenerosionen, die den Verlust von Kohlenstoff aus den Böden beschleunigen und ihr Potenzial als wirksame Kohlenstoffsenken verringern können |
Veränderungen der Landschaft und der Landnutzung |
Schädigungen natürlicher Ökosysteme | Abholzung von Wäldern | Auswirkungen auf landwirtschaftliche Flächen und Feuchtgebiete |Anfälligkeit für Brände |
Boden- und Umweltsanierung/Wiederherstellungsbedarf |
Gewinnung von Rohstoffen, die Herstellung und den Transport von Sanierungsmaterialien | Emissionen aus den Sanierungs-/Restaurierungsaktivitäten | Entsorgung oder Behandlung von Kontaminationen oder gefährlichen Abfällen |
Medizinische Versorgung von militärischen und zivilen Opfern |
militärische und zivile Opfer sowie die Logistik und Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung und Einrichtungen, medizinischem Personal | Entsorgung von medizinischem Abfall |
Vertreibung von Zivilisten und humanitäre Unterstützung28Verbindung mit externen humanitären Hilfsorganisationen oder nationalen Regierungen erforderlich |
Binnenvertriebene und grenzüberschreitende Flüchtlinge | Logistik und Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Unterkünften und Sozialleistungen |
Wiederaufbau nach Konflikten |
Gewinnung von Rohstoffen, die Herstellung und den Transport von Baumaterialien | Emissionen aus den Bauarbeiten |
Tab. A-7: Schlüsselkategorien zur Erfassung militärischer Treibhausgase |
A.8 Ermittlung der durch die Bundeswehr verursachten Treibhausgase
Offizielle Daten Scope 1 und 2
Im Nationalen Inventarregister (NIR) werden die Daten für „verbrennungsbedingte Emissionen des militärischen Bereiches“ (Scope 1) in der Kategorie 1.A.5 aufgeführt. Zugrunde gelegt werden nachfolgend die Daten des NIR in der Ausgabe von 2022. Die dort enthaltenen Daten untergliedern sich wie folgt:
1.A.5. stationär in Abschnitt 3.2.13.1.
Wert30Die Zahlen für Scope 1 im NIR enthalten auch Anteile für Fernwärme, die prinzipiell auch als Scope 2 registriert werden könnten. für 2020: 744 kt CO2e
1.A.5.b mobil in NIR-Tabelle 92 (aus Bericht 2022) – Zahlen in kt CO2e
Jahr |
Summe mobil |
Anteil Luft absolut und prozentual |
|
---|---|---|---|
2005 |
920 |
162 |
18% |
2010 |
681 |
243 |
36% |
2015 |
580 |
275 |
47 % |
2016 |
562 |
284 |
51 % |
2017 |
341 |
111 |
33 % |
2018 |
281 |
76 |
27 % |
2019 |
482 |
277 |
57 % |
Tab. A-8: Emissionen mobil aus NIR-Tabelle 92 (2022) |
Eine weitere Kategorie ist 2.G.2.a: Anwendungen Militär-AWACS. Die SF6-Emissionen31Beschreibung im NIR unter 4.8.2.1.1: „SF6 wird in den großen militarischen Aufklarungsflugzeugen vom Typ Boing E-3A (ehemals AWACS) als Isolationsmedium fur das Radar eingesetzt. Es soll elektrische Überschlage in den Hohlleitern zur Antenne verhindern, in denen hohe Spannungen von über 135 kV herrschen. Die laufenden Emissionen sind relativ hoch, da bei Aufstieg des Flugzeugs SF6 zum Druckausgleich abgelassen wird.“ sind allerdings Verschlusssache und fließen nur in kumulierter Form zusammen mit anderen Anwendungen in den NIR ein.
Die Entwicklung des stationären Stromverbrauchs (gemäß Scope 2) wird im Nachhaltigkeitsbericht (NHB) 2020 des BMVg im Abschnitt 7 (Strom- und Wärmeenergieverbrauch) dargestellt. Über die Jahre 2015 bis 2019 ergibt sich ein relativ konstanter Verbrauch von ca. 1 Mio MWh. Der CO2-Emissionsfaktor zur Umrechnung in Mio. t CO2 betrug in diesem Zeitraum 0,5.
Wegen des stark zunehmenden Anteils erneuerbarer Energien wird aber nachfolgend der Faktor 0,4 zugrunde gelegt.32Siehe dazu: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38897/umfrage/co2-emissionsfaktor-fuer-den-strommix-in-deutschland-seit-1990/ Dieses entspricht Pro-Kopf-Emissionen von 1,7 t.
Damit ergäben sich Emissionen aus dem Stromverbrauch von ca. 400 kt CO2e Der Anteil des Stromverbrauchs liegt bei den Emissionen im langjährigen Mittel unter 50%.
Abschätzung Scope 1 bis 3
In der Studie „Under the Radar“ (Parkinson u. Cottrell, 2021) wurde der gesamte militärische CO2-Fußabdruck Deutschlands mit den indirekten Emissionen aus vorgelagerten Prozessen und der Versorgungskette auf ca. 4,5 Mio t CO2e hochgerechnet. Die Berechnungsgrundlagen sind jedoch fehlerhaft.
In einem aktuellen Arbeitspapier dieser Autoren33Deutsche Fassung siehe: https://umwelt-militaer.org/sgr-emissionen-global/ wird eine neue methodische Vorgehensweise zur Ermittlung der Emissionen nach Scope 3 gewählt. Basierend auf Vergleichszahlen aus anderen globalen Wirtschaftszweigen werden dort die Emissionen aus operativen Aktivitäten (entsprechend NIR-Kategorie 1.A.5.b) mit dem Faktor 5,8 multipliziert. Für Deutschland ergäbe sich damit ein gesamthafter CO2-Faußabdruck von ca. 10 Mio t CO2e .
Da die Angaben zu den operativen Emissionen (mobiler Anteil) im Unterschied zu den stationären Emissionen generell mehr oder weniger fragwürdig sind, wird von den Autoren mit einer festen Relation als Rechenfaktor gearbeitet.
Global wird der Anteil des Militärs an den CO2-Emissionen gemäß dieser Studie in der Bandbreite von 3,3 bis 7% abgeschätzt, mit einem Mittelwert von 5,5%. Übertragen auf Deutschland wäre das bei 678 Mio. t an gesamten Emissionen für 2021 eine Größenordnung von 22 bis 47 Mio. t CO2.