Oder was los ist, wenn der Energieimperialismus die Erderwärmung bremsen soll.
Unter diesem Titel und Untertitel werden in dem Beitrag des Overton-Magazins von Georg Schuster (Pseudonym) sehr qualifiziert die vielen Widersprüchlichkeiten der Klimaschutzpolitik benannt, die sich noch ergänzen ließen, wie z.B. überdimensionierter und konzeptloser Netzausbau, Wasserstoff für Heizzwecke u.a.
Diese Analyse erfolgt ohne dabei „das Kind mit dem Bade auszuschütten“, wie das an vielen Stellen erfolgen, wo die auch hier genannten Kritikpunkte als „grüne Ideologie“ pauschal verurteilt werden.
Ich selbst habe einige Aspekte schon früher mal beleuchtet (Karl-Heinz Peil)
Nachfolgend einige Auszüge – wobei der Beitrag unbedingt als Ganzes gelesen werden sollte:
Der 20. September 2025 ist seit gut sechs Jahren erstmals ein Samstag, an dem Fridays for Future zu großen Klimaaktionen aufrufen. Dabei wissen die Aktivisten selbst, dass vom Impetus und dem Mobilisierungsgrad der Anfangszeit nicht mehr die Rede sein kann, weshalb „system change, not climate change“ heute eher kleingeschrieben wird. Die politisch offen und unbestimmt gehaltene Demo-Parole „Exit Gas Enter Future“ scheint das Anliegen besser zu treffen. […]
Schon seit den 1990er Jahren verfolgt die deutsche Energiepolitik die strategische Linie, mithilfe serienreif gewordener Technologien und auf Basis der notorischen Wirtschafts- und Finanzkraft des Landes den schrittweisen Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger anzupeilen. Die Begrenztheit der Vorkommen an Erdöl, Kohle und Gas und ihr umweltschädlicher Verbrauch mögen Gesichtspunkte dabei gewesen sein. Die Konkurrenz um diese Ressourcen und deren preistreibende Wirkung waren als Gründe deutlich handfester. […]
In den Jahren nach 2019 hat Deutschland seine Energiepolitik zu einer Energiesystemwende (eine empfehlenswerte Untersuchung dazu hier) mit den Komponenten Mobilität, Wärme, Landwirtschaft, Industrie sowie Wasserstoff als Energieträger der Zukunft samt europäischem „Green Deal“ erweitert. Letzterer verfolgt die Absicht, für die internationale Konkurrenz um und mit Energie den zugehörigen Imperialismus zu komplettieren.
Denn der im internationalen Vergleich recht früh gefasste Plan und seine durch Investitionen und Subventionen hervorgebrachten bzw. beabsichtigten Ergebnisse eröffneten Deutschland zugleich eine weltwirtschaftliche und geopolitische Perspektive. Die Energiewende zielt(e) nämlich nicht nur auf Handelserfolge gegenüber anderen Industriestaaten oder Schwellenländern, die dem deutschen Vorbild nacheifern wollen und dazu die Technologie dort kaufen müssen. […]
Der Ukrainekrieg, auch wenn Deutschland ihn selbst nicht führt, ist ein Fallbeispiel dafür – und könnte zeigen, wie sachfremd es ist, seine Regierungen an einer vermeintlichen Klimaverantwortung zu messen. Die Ampel-Koalition hat die „strategische Energiepartnerschaft“ mit Russland abrupt aufgekündigt, die einmal als Antwort auf die amerikanische Dominanz der Ölmärkte und als Brücke hin zu den Erneuerbaren gedacht war. Seither hat der Boykott von russischem Erdgas und sein Ersatz durch klimaschädlicheres LNG und Fracking-Gas, mithin der Wirtschaftskrieg gegen den Kreml, nicht nur Vorfahrt vor den allgemeinen Geschäftsinteressen, sondern auch Vorrang vor allen Umwelterwägungen. Dass Deutschland sich durch sein Setzen auf billige russische Rohstoffe in die Hände eines Feindes begeben habe, kursiert als passende ‚Selbstkritik‘ ex-post – und wäre auch zu hören, wenn Nord Stream 2 schon grünen oder gelben Wasserstoff geliefert hätte, wie einmal angedacht. […]
Die Klimawissenschaft rechnet jedenfalls damit, dass die 1,5-Grad-Schwelle mit großer Sicherheit überschritten und das deutsche Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 deutlich verfehlt wird.
Man sollte meinen, dass diese Bedrohung von Lebensgrundlagen genug an „Momentum für die Klimarettung“ hergibt, welches die anfangs zitierten Klimaaktivisten so sehr vermissen. Warum es fehlt, verdankt sich dem staatsbürgerlichen Opportunismus, wie er die praktische Politik der Regierungen begleitet. Die Bürger haben eben gelernt und sind gewöhnt daran, das hinzunehmen, was ihnen ihre Herrschaft als ‚realistisch‘ vorsetzt. Auch für den Idealismus von Heranwachsenden ist das bereits ein Datum. Des Weiteren bedient sich eine rechte Opposition einer bürgerlichen Unzufriedenheit mit der Energiewende, um mit deutlichem Erfolg den Vorwurf zu lancieren, dass die Staatsführung ihre nationalen Hausaufgaben nicht erledige. Und der Protest der Fridays for Future kommt in seinem Bemühen, die Regierenden „an ihre eigenen Klimaziele zu erinnern“, leider nicht über den Wunsch hinaus, den Bock zum Gärtner zu machen.