Nuklearer und chemischer Krieg gegen Serbien 1999
Es war ein nuklearer und chemischer Krieg, den die NATO 1999 gegen Serbien führte – heute hat das Land die höchste Krebsrate
Belgrader Mediziner über die verheerenden Langzeitschäden. Es wird Zeit für die deutschen Kriegsertüchtiger, sie zu studieren. Hartmut Sommerschuh zum NATO-Jubiläum.
Quelle: https://www.nachdenkseiten.de/?p=116144
Auszüge:
Frau Prof. Danica Grujicic, Neurochirurgin, bis 2022 Direktorin des Instituts für Radiologie und Onkologie Serbiens, mutige Autorin vieler Studien und inzwischen Gesundheitsministerin, brachte es Mitte März 2024 in einem Interview des Belgrader Rundfunks auf den Punkt:
„Alle Formen dramatischer Erkrankungen haben zugenommen. Die Sterilität bei Männern, Autoimmunkrankheiten, Fehlgeburten, die Aggressivität von Tumoren, Krebs auch bei Kindern. Es war ein nuklearer und chemischer Krieg, den die NATO 1999 führte.“[1]
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Besonders zynisch und medizinisch katastrophal, so Frau Prof. Danica Grujicic, war die vorsätzliche Bombardierung der großen Chemiebetriebe in Pancevo, Bor, Novi Sad und vor allem der Einsatz von Uranmunition.
Allein die Stadt Novi Sad und ihre Vororte wurde zwischen dem 24. März und 9. Juni 1999 achtundreißigmal bombardiert. Die Energieversorgung und alle drei Brücken zerstört. Zehn Angiffstage mit Bomben und treffgenauen Marschflugkörpern galten nur der Ölraffinerie.
Bereits am 7. April 1999 liefen 80.000 Tonnen Öl liefen aus, verbrannten 20.000 Tonnen.[3]
Schon am 4. April 1999, zwölf Tage nach Beginn der Luftschläge, wurde zum ersten Mal auch die Raffinerie von Pančevo angegriffen. Das auslaufende Öl brannte zwei Wochen. Am 15. und 18. April 1999 und selbst noch am 8. Juni, kurz vor dem Waffenstillstand, zerstörte die NATO dieses große Chemiezentrum völlig. Nur wenige Jahre zuvor war es mit US-Hilfe modernisiert worden. Bauplangenau trafen computergesteuerte Cruise-Missiles die Düngemittelfabrik, die Ölraffinerie, das PVC-Werk. Und dort auf den Meter exakt einen noch halbvollen Tank mit 450 Tonnen Vinylchlorid, einem krebserregenden Vorprodukt für die PVC-Herstellung.
Mehr als 10 Tage zog eine 20 km lange Giftgaswolke über die Vororte von Belgrad in die Gemüse- und Kornkammern Serbiens. Die Konzentration des Vinylchlorids stieg dabei zeitweise auf das 10.600-Fache des internationalen Grenzwertes. Als der Wind sich drehte, kroch die Wolke weiter nach Bulgarien, Rumänien, Ungarn. 550 km südlicher registrierten Wissenschaftler der griechischen Universitäts-Station Xanthi hochgiftige Dioxine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen.
Zum ersten Mal setzte die NATO 1999 auch panzerbrechende Uran-Munition ein. Während des 78-tägigen Krieges wurden 31.000 Uran-Projektile mit etwa 10-15 Tonnen abgereichertem Uran an über 91 Orten verschossen. Vor allem im Kosovo und in Südserbien. Bereits am 22. April 1999 machte die ARD-Sendung Monitor darauf aufmerksam.
Schon wenige Jahre nach Kriegsende beobachten serbische Mediziner wie der führende Belgrader Onkologe Prof. Vladimir čikarić und Frau Professor Danica Grujičić einen dramatischen Anstieg der Krebsrate und Sterblichkeit.
Doch erst im Mai 2018 konnten sie und weitere Ärztekollegen im westabhängigen Belgrader Parlament die Gründung einer Untersuchungskommission für alle Folgen der Angriffe mit Uranmunition und auf die Chemieindustrie durchsetzen. Grujičić recherchierte mit weiteren Ärzten Studien aus dem Irakkrieg:
„In dem Moment, in dem es zu einer Explosion kommt [ein Urangeschoss eine Panzerung durchschlägt], existiert Strahlung, danach sind es die Nanopartikel, die die Arbeit verrichten. Sie gelangen in Ihre Lunge, Ihren Verdauungstrakt und Ihre Nieren, und dann können Sie jeden Moment damit rechnen, dass ein Alphateilchen aus abgereichertem Uran, das 50-mal krebserregender ist als jedes andere, {…]in Ihrem Körper eine normale Zelle in eine bösartige Zelle verwandelt.“[4]
Lag die Zahl der jährlichen Krebserkrankungen in Serbien im Jahr 1990 bei 9.899, so stieg sie im Jahr 2000 sprunghaft auf 22.123, im Jahr 2010 auf 26.152 und 2011 auf etwa 33.000 Fälle.[5] Heute erkranken unter den etwa 7 Millionen Einwohnern jährlich 40.000 Menschen an Krebs.
Laut dem Europäischen Krebsinformationssystem (ECIS)[6] lag Serbien 2020 an erster Stelle mit einem Index von 150,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, während der europäische Durchschnitt bei 108,7 Fällen lag.
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